Die Funktionsdiagnostik ist ein umfangreiches Spezialgebiet der Zahnmedizin, das sich mit der Lage der Kiefergelenke und den Auswirkungen von Fehlstellungen auf den menschlichen Körper befasst. Diese Erkrankung wird Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) genannt.
Viele Studien zeigen, dass immer mehr Menschen an Funktionsstörungen im Kauorgan leiden: Schmerzen im Kopf-und Gesichtsbereich, Hals-und Lendenwirbelsäulenprobleme, ständige Verspannungen und sogar Tinnitus können die Folge sein. Die Lebensqualität der Betroffenen ist oft massiv eingeschränkt. Selbst Kinder und Jugendliche können schon betroffen sein.
Die Mundöffnung, sowie Kaubewegungen werden durch ein komplexes Zusammenspiel von fünf Muskelpaaren, sowie durch zwei Kiefergelenke und einem kompliziertem Band- und Kapselapparat ermöglicht.
Störungen in diesem System können zu Schmerzen in der Kaumuskulatur und im Kiefergelenk führen. Geräusche Im Kiefergelenk (Reiben, Knacken) können neben einer Mundöffnungsbehinderung auftreten.
Die Ursachen für diese und eine Reihe weiterer Krankheitszeichen im Kopf-, Nacken- und Schulterbereich können in einer Über- oder Fehlbelastung der Kaumuskulatur und der Kiefergelenke liegen.
Sehr häufig ist Stress die Ursache für eine Überlastung: viele Menschen bekommen ein Magengeschwür oder Bluthochdruck, andere wiederum reagieren sich mit meist nächtlichem Zähneknirschen oder -pressen ab. Weitere Gründe können schlechte Zahnkontakte oder gar eine Fehlstellung des Bisses sein.
Unter normaler Funktion des Kauorgans haben die Zähne für ca. 15 Minuten pro Tag miteinander Kontakt. In der übrigen Zeit können sich Zähne und Muskulatur entspannen – sie berühren sich nicht. Beim Zähneknirschen findet eine übermäßige Abnutzung der Zähne statt, die man gerade an den Frontzähnen sehr schnell erkennen kann. Zudem kommt es zu einer Überlastung aller am Kauakt beteiligten funktionellen Strukturen.
Im Rahmen der sog. „Klinischen Funktionsanalyse“ werden die Ursachen für diese Fehlfunktionen ermittelt und Abnutzungen, sowie Zahn- und Kieferfehlstellungen diagnostiziert.
Neben Röntgenbildern des kaufunktionsgestörten Gebiets ist die Modellanalyse der beiden Kiefer im Artikulator (Kausimulator) notwendig.
Ähnlich wie bei Beschwerden im Rücken oder Nacken können auch in der Kaumuskulatur Verspannungen zu Schmerzen führen. Im Rahmen der Funktionsanalyse werden schmerzhafte Gebiete der beteiligten Muskeln, Sehnen und Bänder durch Palpation (lat.: abtasten) oder Belastungstests ermittelt. Weiterhin wird der Bewegungsumfang des Unterkiefers bei Mundöffnung und Seitwärtsbewegungen gemessen. Eventuelle Bewegungseinschränkungen werden notiert. Besonderes Augenmerk gilt der Funktion der Kiefergelenke. Neben der Prüfung der Schmerzhaftigkeit der Gelenkkapsel werden auftretende Geräusche festgehalten und vorhandene Abweichungen oder Hindernisse bei der Bewegung des Kiefergelenkköpfchens auf der Gelenkbahn ermittelt. Schließlich werden die Kontaktverhältnisse der Zähne des Ober- und Unterkiefers im Mund untersucht.
Ein einfaches und sehr wirkungsvolles Behandlungsmittel zur Vorbeugung und Behandlung von Kiefergelenkbeschwerden ist die so genannte Aufbissschiene.
Durch den Schutz der Zähne vor weiterer Abnutzung kann eine spezielle Aufbissschiene die Belastung der Kiefergelenke vermindern und gleichzeitig Verspannungen in der Muskulatur lösen und so eine zeitweise oder andauernde Reduzierung der Knirschaktivität erreichen. Bei der Eingliederung der Schiene muss darauf geachtet werden, dass diese Unterkieferposition auch bei Zahnkontakt auf dem Kunststoff beibehalten wird. Aus diesem Grunde wird die Schiene sorgfältig eingeschliffen. Bei nächtlichem Knirschen und zur Vorbeugung wird die Schiene nachts getragen. Bei besonders akuten Fällen oder Knirschaktivität am Tage muss die Schiene vorübergehend rund um die Uhr getragen werden. Die richtigen Zahnkontakte und der Heilungsverlauf werden durch den Zahnarzt regelmäßig kontrolliert.
Physiotherapeutische Maßnahmen können bei der CMD hervorragende Hilfe leisten. In Zusammenarbeit mit dem Therapeuten können besonders akute, schmerzhafte Erkrankungen der Kaumuskulatur und/oder des Kiefergelenkes erfolgreich behandelt werden. Außerdem kann der Physiotherapeut Übungen, z.B. zur Koordination der Mundöffnungsbewegung, mit dem Patienten einstudieren. Weiterhin ist die Anwendung wärmetherapeutischer Massnahmen in der physiotherapeutischen Praxis möglich. Zur Erzielung eines optimalen Behandlungserfolges sollten sich Zahnarzt und Physiotherapeut über die einzuleitenden Maßnahmen abstimmen. Von besonderem Vorteil kann es sein, wenn der Physiotherapeut neben der manualtherapeutischen Ausbildung Kenntnisse auf dem Gebiet der Behandlung von CMD erworben hat.
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